RE-DARKNESS: Die Bedeutung der Dunkelheit in der städtischen Beleuchtung - Interview mit Bianca Tresoldi - Cariboni Group
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19 Oktober 2019

RE-DARKNESS: Die Bedeutung der Dunkelheit in der städtischen Beleuchtung - Interview mit Bianca Tresoldi

Die Bedeutung der Dunkelheit in der städtischen Beleuchtung: Bianca Tresoldi, freischaffende Lighting Designerin, Mitglied des AIDI und Vorstandsmitglied von APIL spricht über die grundlegende Rolle des Lichts und seines Gegenspielers, der Dunkelheit.
RE-DARKNESS: Die Bedeutung der Dunkelheit in der städtischen Beleuchtung - Interview mit Bianca Tresoldi

Wir haben mit Bianca Tresoldi, freischaffende Lighting Designerin, Mitglied des AIDI (Associazione Italiana di Illuminazione) und Vorstandsmitglied von APIL (Associazione Progettisti dell’Illuminazione) über die Bedeutung der Dunkelheit in der städtischen Beleuchtung gesprochen.

Die künstliche Stadtbeleuchtung verdankt sich dem Zweck, Städte auch bei Nacht lebenswert zu machen und die Sicherheit ihrer Bewohner zu garantieren. Welche Risiken birgt übermäßige künstliche Beleuchtung in biologischer und umweltbedingter Hinsicht? Sind die aktuellen Technologien und Bestimmungen ausreichend, um überflüssige und schädliche Beleuchtung einzudämmen?

Öffentliche Beleuchtung, Autoscheinwerfer, Smartphone-Bildschirm, Smart TV, Leuchtreklame usw. erzeugen noch mehr Licht, das die Städte überflutet. Zu viel künstliches Licht hat die nächtliche Landschaft in eine verwirrende, streuende und auch blendende Helligkeit verwandelt, mit unübersehbaren Folgen für unsere Gesundheit und unser Ökosystem. Der Anteil der künstlich illuminierten Erde wächst um jährlich 2% an Ausdehnung und Intensität. Abertausende Insekten- und andere Tierarten werden von diesem übermäßigen Licht empfindlich in ihrem Lebensrhythmus gestört, was auch für den Menschen gilt:

Allgegenwärtiges Licht, das 24 Stunden ununterbrochene Aktivität ermöglicht, stört den natürlichen Rhythmus, den der menschliche Körper im Laufe der Zeit entwickelt hat und der über 15% der menschlichen Gene kontrolliert. Funktionieren diese nicht mehr wie früher, können die Auswirkungen auf die Gesundheit verheerend sein. Wir haben ein paar Gewissheiten, nicht überall verfügen wir jedoch über ausreichend Erkenntnisse und Erfahrungswerte. Wir leben in einer Art Experiment am lebenden Organismus, in dem wir gewissermaßen ausprobieren, wie wir endlose Tage im Licht überstehen, als ob es keine Dunkelheit mehr gäbe.

Viele Länder haben jedoch bereits Maßnahmen zur Verminderung des Lichtsmogs auf den Weg gebracht. War dies bis vor wenigen Jahren nur ein Problem von Puristen des nächtlichen Sternenhimmels, zeigen heute zahlreiche wissenschaftliche Studien die gravierenden Auswirkungen von Lichtsmog. Auch der wirtschaftliche Faktor spielt eine Rolle, werden doch 30% der Leistung bei öffentlichen Beleuchtungssysteme vergeudet. Neue Kriterien für eine Ergonomie der Beleuchtung sind vonnöten, die neben dem Sichtkomfort am Wohlbefinden der Menschen und der Umwelt orientiert sind.

Die derzeitigen Technologien, Vorschriften und Gesetze helfen dabei, genügen aber nicht, um überflüssiges Licht einzugrenzen. Wir müssen besser und bewusster beleuchten und adäquate Planungen ausarbeiten, die eine ausgewogene und nachhaltige sowie im Territorium integrierte öffentliche Beleuchtung ermöglichen.

Alle beteiligten Parteien von Umweltsanierungsprojekten sind aufgerufen, bei allen eingeleiteten Maßnahmen ihre beruflichen und gesetzlichen Verantwortungen ernst zu nehmen. Insbesondere die Auftraggeber müssen sich diesbezüglich genau informieren und die Details des Projekts studieren, um die richtigen Akteure auszuwählen und bewusste Entscheidungen zu treffen.

Licht hat die Möglichkeit, eine Stadt zu erzählen, weil es in der Lage ist, ihre Räume, Wege und Architekturen effektvoll zur Geltung zu bringen und die emotionalen Reaktionen der Betrachter durch Variation von Intensität, Richtung und Farbe sowie Verteilung des Lichts zu beeinflussen. Welche Rolle spielt der Schatten, also die Dunkelheit, im urbanen Beleuchtungskonzept?

Künstliches Licht ist zum Symbol für Wohlstand geworden, ein Gut, das grenzen- und bedenkenlos über den normalen menschlichen Bedarf eingesetzt wird. Wir müssen endlich damit beginnen, den Ausschalter zu drücken.

Wir waren so von der Mission des künstlichen Lichts überzeugt, die Sicherheit im Straßenverkehr und unsere eigene zu gewährleisten, dass wir die Dunkelheit besiegt haben, die nicht mehr Synonym für Angst ist. Aber unsere Städte sind nicht so sicher geworden, wie wir dachten.

Wir müssen uns wieder an die Dunkelheit gewöhnen, dem eigentlichen Ausgangsstoff des Universums. Durch den vom Licht erzeugten Schatten lassen sich in einer dunklen Fläche deren Formen ausmachen. In unserem Streben nach dem totalen Licht haben wir heute keine Schatten mehr. Um mithilfe des Lichts die Elemente des städtischen Raums neu zu zeichnen, müssen wir wieder „verdunkeln“ und eine Harmonie des Miteinanders erzeugen, die die Städte selbst lesbar macht.

Öffentliche Beleuchtung ist eine komplexe Angelegenheit, die große Verantwortungen für Gesellschaft und Umwelt birgt. Daher ist es wichtig, dass das Beleuchtungskonzept für öffentliche und private Räume von Städten den Lighting Designern übertragen wird. Wo liegen heute die größten Hürden, damit dieser Beruf in Italien und ganz Europa mehr Einfluss gewinnt? Welche Maßnahmen sind für eine qualitativ hochwertige Stadtbeleuchtung notwendig?

Das Beleuchtungskonzept ist ein kleiner Teil des größeren Sanierungsvorhabens und genau wie dieses komplex, aufgefächert und fachlich anspruchsvoll. Es darf nicht zum bloßen Verkaufsanreiz einer Ware degradiert werden. Wie alle Projekte, beruht auch das des Lichts auf akkurater Planung und auf der Prüfung der Durchführbarkeiten, die sich in einer Reihe technischer Unterlagen zum Bauwerk niederschlagen. Die wichtigste Hürde, die ich im Laufe meiner dreißigjährigen Karriere nehmen musste, bestand und besteht in der mangelnden Anerkennung der Arbeit des freischaffenden Lighting Designers. Denkt man die Bedeutung des Lichts als Material, mit dem wir sehen und wahrnehmen, das unseren psychisch-physischen und emotionalen Zustand bestimmt, mit architektonischen und natürlichen Elementen interagiert, frage ich mich schon, weshalb Beleuchtungskonzepte so oft der „Vorsehung“ anheimgegeben werden. Wo der Beruf des Lighting Designers nicht administrativ verankert wird, ist es sehr schwer, eine qualitätsvolle städtische Beleuchtung zu realisieren.

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